Eintrag 17.10.2006

Sie möchten als Verkäufer richtig die Mörderkohle scheffeln, selbst wenn Ihr müder Artikel nur 1 EUR gebracht hat? Dann geben Sie dem Käufer erst nachträglich die Versandkosten mit 44,70 EUR an - und wenn er dann einen Kabelbrand im Herzschrittmacher bekommt, schreiben Sie ihm folgenden Musterbrief, wo nur noch die entsprechenden Daten nach eigenen Vorlieben ergänzt werden müssen:

Lieber Käufer,
sorry, ich kann Ihre Aufregung beim besten Willen nicht verstehen, an den Versandkosten von 44,70 EUR verdiene ich keinen Cent!! Ich kann Ihnen das auch explizit erklären: Das nächste Postamt ist 29 km entfernt in

( ) Neheim-Hüsten
( ) Kleinkleckersdorf
( ) Köln-Poll

Die Busfahrt (Hin- und Rückfahrschein) kostet 8,00 EUR . Von der Bushaltestelle muss ich anschließend noch 3 Kilometer zu Fuß zum Postamt laufen, was mir beim besten Willen nicht ohne eine zwischenzeitliche Rast mit Wegzehrung zugemutet werden kann. Hierfür kehre ich immer in "Heidelindes Truck-Stop" ein, wobei ich natürlich im Interesse des Käufers immer ein preiswertes Gedeck wähle, also

( ) Pommes Schranke (rot-weiß) und eine Cola
( ) Hertas Labskaus mit Kümmerling
( ) Linsensuppe und 4 Alt

Das sind dann nochmals 7,10 EUR . Das Postamt in (von oben übernehmen) ist sehr klein, der/die einzige/r Angestellte/r

( ) Jupp Fröhn
( ) Herta Kowalski
( ) Hans-Hubert Heimlich

ist schon 74 Jahre alt und kann nicht mehr so schnell, so daß sich immer eine ellenlange Schlange bildet und ich mindestens immer anderthalb Stunden warten muß. Da mir das bekannt ist, kaufe ich mir vorher im Buchladen nebenan immer eine kleine, preiswerte Lektüre, um mir beim Warten die Zeit zu vertreiben. Das sind dann nochmals 4,80 EUR . Und da ich auch weiß, daß (Name von oben einsetzen) es fast immer verschlampt, neue Umschläge und Kartonagen rechtzeitig zu bestellen und dann wieder mal keine da sind, kaufe ich Ihre Verpackung vorsichtshalber auch schon direkt im Bürobedarfsgeschäft gegenüber. Dieser Abzocker ist zwar voll verstrahlt und will dafür 5,20 EUR haben, aber was soll ich machen?? Sie wollen doch Ihre Ware haben und dieser tasmanische Nacktnasenwombat hat halt das Monopol in diesem Ort!! Wenn ich endlich an der Reihe bin, werden dann nochmals 4 EUR Portokosten fällig. Es sind immer 4 EUR , weil (Name von oben einsetzen) schon halb blind ist und eh auf alles die gleichen Marken pappt.

Ich bin 54 Jahre alt und diesen mörderischen Streß nicht gewöhnt. Sie werden also sicher Verständnis dafür haben, daß ich den Rückweg von 3 Kilometern zur Bushaltestelle erneut durch eine Rast unterbrechen muß, weil mir durch die lange Warterei und die anschließende körperliche Belastung jedesmal der Blutdruck absackt und ich mich dann plötzlich fühle wie Lehmann im Gedränge. Hier bietet sich auf halber Strecke immer "Klaras Kaffeestübchen" an. Dort genehmige ich mir lediglich

( ) 11 Tassen Kaffee
( ) 2 kleine Flaschen Schampus
( ) 3 Bienenstich und 4 Cola

und bin dann wieder topfit. Das sind dann nochmals 11,00 EUR . Da ich aber die Löcher in meinen drei Breitcordhosen immer noch nicht genäht habe, stelle ich an der Bushaltestelle meistens fest, daß ich wieder mal diesen vermaledeiten Fahrschein verloren habe!! Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als einen neuen zu lösen, das sind dann 4,60 EUR . Macht summa summarum eben 44,70 EUR . Wenn Sie mal ganz, ganz ehrlich sind, lieber Käufer, dann müssen Sie doch zugeben, daß diese Kosten alle mit Ihrer Ersteigerung in ursächlichem Zusammenhang stehen und ich mich wirklich immer um einen preiswerten Versand bemühe! Mehr noch: ich opfere mich förmlich auf für meine Käufer und scheue weder kilometerlange Märsche, noch gesundheitliche Risiken, um auch SIE zufrieden zu stellen! Bitte honorieren Sie dies und überweisen den Gesamtbetrag auf das angegebene Konto. Natürlich würde ich mich sehr freuen, Sie wieder in Kürze als Käufer begrüßen zu dürfen!